Ob in der öffentlichen Verwaltung, in Schulen oder in Krankenhäusern, noch immer gilt Deutschland als weitgehend abgehängt, wenn es um die Digitalisierung geht. Laut dem DESI-Index der Europäischen Union belegt Deutschland lediglich den 13. Platz von 27 Mitgliedsstaaten. Die Bundesregierung hat sich jedoch das ambitionierte Ziel gesetzt, bis zum nächsten Jahr in die Top 10 aufzusteigen. Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, bedarf noch einiger großer Schritte nach vorne.
Doch warum ist die Digitalisierung im Gesundheitswesen so wichtig? Dr. Alexej Swerdlow, CEO von OPASCA, gibt bei seinem Interview mit WirtschaftTV Einblick in die entscheidenden Gründe und plädiert für ein Umdenken in der Prozessorganisation. Wir haben fünf Gründe herausgearbeitet, warum ein Umdenken hier alternativlos ist.
In Deutschland herrscht ein Mangel an Fachkräften, der im Gesundheitswesen besonders gravierend ist. Diverse Studien belegen die Ernsthaftigkeit der Situation. Laut der BDO DKI Studie 2023 klagen 92% der deutschen Krankenhäuser über eine allgemeine Erschöpfung des Pflegepersonals aufgrund von Überlastung. Zusätzlich leiden 75% der Einrichtungen unter Stellenbesetzungsproblemen und ganze 86% erwarten eine Verschlechterung der Situation in den kommenden drei Jahren. Diese Entwicklungen erfordern sofortiges Handeln.
Die effektivste Strategie zur Bewältigung des Fachkräftemangels ist eine gezielte Digitalisierung in den Krankenhäusern. Dabei geht es darum, Prozesse zu identifizieren, die eine hohe Personalkapazität erfordern, und diese gezielt zu entlasten. Konkret lassen sich hier die administrativen Aufgaben des Pflegepersonals nennen. Egal ob Patientenaufnahme, die Erfassung von Patientendaten oder die Dokumentation von Behandlungen – all das sind Tätigkeiten, die viel Zeit in Anspruch nehmen und längst durch entsprechende Technik vereinfacht werden können. Wie das funktionieren kann, zeigt beispielsweise die renommierte Klinik Stuttgart in einem Vorzeigeprojekt.
Während die Digitalisierung in Krankenhäusern noch in den Anfängen steckt, erleben wir in anderen Bereichen des Lebens einen rapiden Anstieg digitaler Prozesse. Ein Beispiel hierfür sind die Flughäfen, wo zahlreiche Abläufe problemlos digitalisiert wurden, die vor einigen Jahren noch viel Personalaufwand erforderten. Vom Ticketkauf über den Online-Check-in bis hin zum Boarding mit QR-Code – eine Fluggesellschaft ohne diese Erleichterungen wäre heute kaum konkurrenzfähig. Als Patienten kommen wir aus einer komplett digitalisierten Umgebung und erwarten diesen Standard längst auch von unseren Gesundheitsdienstleistern.
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Sprechen wir in der öffentlichen Wahrnehmung vom Digitalisierungsstand in Deutschland, tauchen regelmäßig die Begriffe „Klemmbretter“ und „Faxgeräte“ auf. Tatsächlich sind solche Werkzeuge keine Relikte aus vergangener Zeit, sondern werden nach wie vor in deutschen Krankenhäusern eingesetzt. Allerdings ist zu erwähnen, dass mittlerweile fast alle von Patienten erhobenen Daten auch längst in digitaler Form vorliegen. Hier gilt es die zu betonen, dass es um weitaus mehr geht als eine oft geforderte Digitalisierung der Daten. Vielmehr geht es darum interoperable Strukturen in Krankenhäusern zu erarbeiten, die den Prozess von Patientenaufnahme, Navigation des Patienten zum Behandlungsraum und Patientenübergabe vereinfacht und standardisiert. Eine Digitalisierung der Daten geht damit Hand in Hand.
Das im September 2022 in Kraft getretene Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) stellt endlich die Weichen für eine flächendeckendere Digitalisierung der Krankenhäuser in Deutschland. Mit dem Ziel, die Lücke der Krankenhausinvestitionen, die seit Beginn der 1990er aufklafft, zu schließen, stehen den Kliniken ein Investionsvolumen von 4,3 Mrd. Euro zur Verfügung. Angesichts der zeitlichen Begrenzung dieser Mittel ist es dringend erforderlich, rasch Lösungen zu finden, die sowohl eine digitale Patientenaufnahme ermöglichen als auch komplexe Prozesse, wie sie beispielsweise in der Strahlentherapie vorkommen, vereinfachen.
Bei der Suche nach Best Practices in der Digitalisierung im Gesundheitswesen stoßen wir schnell auf die nordeuropäischen Länder. Ein herausragendes Beispiel ist Estland, das als Vorreiter der Digitalisierung gilt. Dort sind alle rund 50 Krankenhäuser sowie nahezu die Hälfte der Facharztpraxen in das E-Health-System integriert. Seit den 2000er Jahren wurden hier Termine, die Kommunikation mit Ärzten und die Übermittlung von Rezepten digitalisiert. Ähnliche Fortschritte sind in den Niederlanden, Dänemark und Schweden zu beobachten.
Es ist wichtig anzumerken, dass diese Länder im Vergleich zu Deutschland über kleinere und dynamischere Gesundheitssysteme verfügen. Dennoch befinden wir uns auf einem vielversprechenden Weg, zu einigen dieser Länder in der digitalen Transformation zumindest aufzuschließen, wie Dr. Alexej Swerdlow, CEO von OPASCA und Experte für Digitalisierung, betont.
Insgesamt lässt sich festhalten, dass das deutsche Gesundheitswesen in Bezug auf die Digitalisierung noch einen langen Weg vor sich hat. Der dramatische Fachkräftemangel und die steigende Unzufriedenheit der Patienten haben die Bundesregierung dazu bewegt, Maßnahmen zu ergreifen, die Kliniken ermutigen sollen, einen großen Schritt nach vorne zu gehen. Nun gilt es, die Problematik der Digitalisierung der Krankenhäuser zu durchdringen und zu verstehen, dass nur eine interoperable Gesamtlösung die Kraft besitzt, tatsächlich Prozesse zu vereinfachen und den Patienten in den Mittelpunkt der Abläufe zu stellen.
Mit jahrelanger Erfahrung in der Prozessdigitalisierung von Kliniken ist OPASCA ein qualifizierter Partner, der Ihnen dabei hilft, Ihre Fachkräfte zu entlasten und Ihr Gesundheitswesen fit für die Zukunft zu machen. Treten Sie mit uns in Kontakt und lassen Sie sich unverbindlich beraten!